An vorderster Front für die Gesundheit der Ozeane: Ein Interview mit X Trillion-Regisseurin Eleanor Church
Zum diesjährigen World Ocean Day befassen wir uns mit dem dringenden Thema der Plastikverschmutzung in unseren Ozeanen – zusammen mit Eleanor Church, der Regisseurin der eindrucksvollen Dokumentation *X Trillion*. Ihr Film beleuchtet die monumentale Herausforderung der Plastikverschmutzung, die die Zukunft unseres Planeten bedroht, und bietet eine einzigartige und zutiefst menschliche Perspektive auf eine Umweltkrise, die unsere Aufmerksamkeit und unser Handeln verlangt.
Im Interview spricht Eleanor über die Entstehung von *X Trillion* und die Reise über den Nordpazifik mit eXXpedition. Sie gewährt Einblicke in die Entwicklung der Filmvision, betont die kraftvollen Verbindungen, die während der Expedition entstanden sind, und unsere kollektive Fähigkeit, Lösungen zu finden. Begleiten Sie uns, während wir die zentrale Botschaft des Films, die Geschichte hinter dem eindrucksvollen Titel und die tiefgreifenden Erfahrungen, die diese bedeutende Dokumentation geprägt haben, erkunden.
*X Trillion* ist jetzt online verfügbar. Weitere Informationen und den Link zum Film finden Sie hier: https://www.xtrillionfilm.com/watch-x-trillion
1. Was war der ursprüngliche Auslöser für die Idee zu X Trillion, und wie hat sich diese Vision während der Planung und Produktion entwickelt?
Ich hatte die Idee zu *X Trillion*, weil ich 2018 hörte, dass eXXpedition eine Filmemacherin für ihre rein weibliche Crew auf einer Expedition über den Nordpazifik suchte. Ich bewarb mich, durchlief das Auswahlverfahren und wurde ausgewählt. Gemeinsam mit Verity Wislocki, der brillanten Produzentin von *X Trillion*, begannen wir, zu überlegen, wie wir diesen Film am besten realisieren könnten.
Mir war von Anfang an klar, dass der ganze Film auf dem Boot spielen musste – vom Start in Hawaii bis zur Ankunft in Vancouver – weil ich wollte, dass das Publikum das Gefühl hat, mit uns auf diese lebensverändernde Reise zu gehen und möglichst intensiv mitzuerleben, was wir erlebt haben.
Ich drehe seit 20 Jahren Filme über Umwelt und Menschen. Oft ist es schwierig, in Umweltkampagnen die menschliche Verbindung deutlich zu machen, aber hier hatte ich die Chance, eine Geschichte zu erzählen, die Menschen ein neues Gefühl für ein Thema gibt, über das sie vielleicht denken, sie hätten schon genug gehört – Plastik.
Emily Penn spricht durch eXXpedition seit langem über die Auswirkungen von Plastik und den damit verbundenen Chemikalien – nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf uns Menschen, insbesondere auf Frauen. Sie hat mehrfach multidisziplinäre, weibliche Crews auf See geführt, um das Problem der Meeresplastik direkt zu erleben – aber auch, um herauszufinden, wie sie ihre Expertise an Land einsetzen können, um Lösungen zu entwickeln. Auf unserer Expedition waren wir Wissenschaftlerinnen, Designerinnen, eine Ingenieurin, eine Agronomin, eine Lehrerin, eine Expertin für Kreislaufwirtschaft und mehr – jede mit ihren eigenen Fähigkeiten und Ideen für mögliche Lösungen.
Das ist die Geschichte von *X Trillion*. Man spürt die menschliche Verbindung zwischen den Crewmitgliedern – zu Beginn praktisch Fremde – und was es bedeutet, gemeinsam eine so herausfordernde Erfahrung wie eine Ozeanüberquerung zu machen und das Problem in seiner ganzen Größe zu erleben. Gleichzeitig spürt man aber auch die Kraft, die entsteht, wenn man zusammenarbeitet, sich austauscht und mit interdisziplinären Ansätzen Lösungen entwickelt. Das lässt sich nicht nur auf Plastik und Plastikverschmutzung anwenden, sondern auf viele Herausforderungen, denen wir als Menschheit gegenüberstehen.
2. Was ist Ihrer Meinung nach die dringendste Botschaft von X Trillion in Bezug auf die Gesundheit der Ozeane?
Ich würde sagen, die wichtigste Botschaft von *X Trillion* ist, dass wir als Menschen durchaus in der Lage sind, Lösungen für die Probleme zu finden, die wir der Umwelt und uns selbst verursacht haben. Vieles davon hängt damit zusammen, weniger zu konsumieren – und das muss sich nicht wie ein Verzicht anfühlen – aber auch andere Materialien zu nutzen, weniger zu verschwenden… Der Mensch ist ein brillanter Innovator; wir haben unglaubliche Dinge geschaffen, die unser Leben auf unvorstellbare Weise verändert haben. Und genau deshalb können wir auch verändern, wie wir mit Plastik leben, wie wir es verwenden, wie wir es reduzieren, wiederverwenden oder entsorgen.
Ich denke, die zentrale Botschaft lautet: Wir können die Antworten finden – aber nur, wenn wir zusammenarbeiten – über Disziplinen, Fachrichtungen, Fähigkeiten und Überzeugungen hinweg.
3. Können Sie die Bedeutung des Titels X Trillion näher erläutern und welche Botschaft Sie den Zuschauer:innen damit vermitteln möchten?
Lange Zeit war *X Trillion* nur ein Arbeitstitel, und wir hätten nicht gedacht, dass er am Ende bleibt – aber er ist geblieben. *X Trillion* bezieht sich darauf, dass es Billionen und Aberbillionen von Mikroplastikteilchen in der Umwelt gibt. Und diese Zahl wächst täglich.
Für mich ruft der Titel auch das Bild hervor, wie wir nachts mitten im Ozean auf dem Boot standen, nach oben blickten und unendlich viele Sterne sahen – und gleichzeitig auf das mondbeschienene Meer hinunterblickten, in dem wir wussten, dass es voller Mikroplastik war. Manche sagen, es gibt so viele Mikroplastikteilchen in der Umwelt wie Sterne am Himmel. Der Titel verweist darauf.
4. Können Sie einen besonders eindrucksvollen Moment oder eine Entdeckung während der Dreharbeiten teilen, die Sie oder die Ausrichtung des Films nachhaltig beeinflusst hat?
Alle von uns an Bord haben sich lange auf die Expedition vorbereitet, geplant, Spenden gesammelt, darauf hingearbeitet. Ich dachte, ich hätte ein gutes Verständnis für das Problem der Plastikverschmutzung und was es bedeutet. Ich hatte eine gute Vorstellung davon, wie der Spannungsbogen des Films verlaufen würde. Was mich aber wirklich tief berührt hat, waren die Verbindungen zwischen der Crew, während wir diese Erfahrung gemeinsam durchlebten. Es war viel besonderer, viel intensiver, als ich es mir vorgestellt hatte.
5. Im Kontext des World Ocean Day – wie möchten Sie den Film nutzen, um greifbare Veränderungen zu fördern, sei es durch Politik, individuelles Verhalten oder gemeinschaftliches Engagement?
Ich denke, auf individueller Ebene haben bereits sehr viele Menschen ihr Verhalten geändert oder achten bewusster darauf, was und wie sie Dinge nutzen. Auch auf Gemeinschaftsebene ist viel passiert. Doch manchmal hat man das Gefühl, dass man als Einzelperson oder kleine Gruppe nur begrenzt etwas bewirken kann.
Meine zentrale Botschaft an die politischen Entscheidungsträger lautet: Wir brauchen bessere Gesetze, wir brauchen strukturelle Veränderungen, die es den Menschen ermöglichen, selbst aktiv zu werden. Wir brauchen ein internationales Abkommen, das die Länder verpflichtet, gemeinsam gegen dieses Problem vorzugehen. Es handelt sich um ein grenzüberschreitendes Thema, und Menschen weltweit haben gezeigt, dass sie Veränderungen fordern und bereit sind, diese umzusetzen. Ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich glaube, dass ohne Gesetzgebung und internationale Zusammenarbeit der Weg zu lang und viel zu langsam sein wird. Wir brauchen jetzt Teamarbeit!